(aktualisiert 21.07.2012)

Vorkrisen 1975 - 2002

Übersicht

  • Lateinamerika-Krise 1975-1982
  • Zahlungsunfähigket der USA 1979
  • Außenhandelsdefizit und Staatsschulden 1980-1986
  • Savings & Loans-Krise 1982-1985
  • Börsencrash und Computer 1987
  • Japanische Bankenkrise 1990
  • Asien-Krise 1997-1998
  • Russland-Krise 1998
  • Brasilien-Krise 1999
  • Dotcom-Krise 2000
  • Terror-Krise 2001
  • Argentinien-Krise 2001
  • Bilanzfälscher-Krise 2002

 

Chronologie der Vorkrisen 1975 bis 2002

Lateinamerika-Krise

1975-1982

Brasilien, Argentinien und Mexiko verschuldeten sich in dieser Zeit. Mexiko bezwang zunächst die Krise mit einem Finanzpaket 1982, fiel aber 1994 erneut in Schwierigkeiten.

 

Zahlungsunfähigkeit der USA 1979

Der von Republikaner dominierte Kongress ist im Haushaltsstreit mit dem demokratischen Präsidenten Jimmy Carter. Es geht um die Anhebung der Schuldengrenze von $830 Mrd. Finanzminister Michael Blumenthal warnt 2 Tage vor Ablauf der Frist vor der Zahlungsunfähigkeit. Schließlich gelingt am 2. April 1979 in letzer Minute eine Einigung. Trotzdem kam es zu Verzögerungen in der Auszahlung von Schecks bis Mai 1979, also einer faktischen Insolvenz. Durch die folgenden Verteuerungen der Refinanzierungskosten entstand jedoch ein Schaden von Hunderten Mio Dollar.

 

Außenhandelsdefizit und Staatsschulden

1980-1986

Die Industrienationen entwickeln sich gegenläufig. Amerika mit einem Defizit und vor allem Deutschland und Japan mit einem Überschuss. Die US-Zentralbank fährt unter Paul Volker eine restriktive Geldpolitik. Bis 1982 wird der Dollar mehrmals aufgewertet.

1981

20. Jan.: Amtsantritt von Ronald Reagan


Savings & Loans-Krise

1982

15. Okt.: Garn-St.Germain Depository Institutions Act korrigert die Beschränkung der Geschäftsfelder der Sparkassen durch den 2. Glass-Steagall Act von 1933. Dieses Bankentrennungssystem führte zusammen mit dem Verlust von Spareinlagen an die attraktiveren Geldmarktfonds sowie den permanenten Zinsverlusten aufgrund von Festzins-Bauspardarlehen bei steigenden Zinsen dazu, dass 3.300 von insgesamt 3.800 Sparkassen mittlerweile rote Zahlen schreiben. Nunmehr sind Ratenkredite, Unternehmenskredite, Immobiliengeschäft, Kreditkartenausgabe erlaubt und die Zinsbeschränkungen aufgehoben. Das Gesetz gilt als einer der Auslöser der Savings & Loan-Krise.

1985

Die G5-Länder (USA, Japan, Deutschland, Großbritannien und Frankreich) beschließen zur Begrenzung des Ungleichgewichtes eine Abwertung des Dollars (Plaza-Abkommen).

 

Börsencrash: Dollarschwäche und Computer

1987

22. Feb.: Die G6 (Frankreich, USA, Japan, Deutschland, Großbritannien und Kanada) vereinbaren eine intensivere Abstimmung der Wirtschafts- und Währungspolitik und Stabilisierung der Wechselkurse innerhalb von Zielzonen (Louvre-Abkommen). Um den Dollar zu stützen beschließt die US-Notenbank eine Erhöhung der kurzfristigen Zinsen. Zwischen Aug. und Okt. verliert der DJ 475 Punkte. Die Zinsen werden auf 7,5 % schrittweise angehoben.

11. Aug.: Reagan beruft Greenspan zum Notenbank-Chef

17. Okt.: Finanzminister Baker kritisiert deutsche Währungspolitik

17. Okt.: Baker kündigt überraschende Anhebung der Zinsen an

19. Okt.: Computer lösen eine unbegrenzte Verkaufswelle aus

19. Okt.: DJ verliert 25,3 % und 508 Punkte (Schwarzer Montag)

19. Okt.: Baker bekräftigt Louvre Abkommen zur Beruhigung

Durch Zinssenkungen und staatliche Rückkaufvereinbarungen tritt bis Ende Okt. Beruhigung ein.

Die NYSE zieht Lehren aus dem computergestützten Crash: Bei Kursstürzen von über 350 Punkten wird der Handel um 30 Minuten, bei mehr als 550 um 1 Stunde ausgesetzt. ("Wellenbrechermechanismus")

1989

20. Jan.: Amtsantritt von George H. W. Bush

09. Aug.: Financial Institutions Reform Recovery and Enforcement Act ("Saving & Loans Cleanup Bill") errichtet mit der Resolution Trust Corporation eine Abwicklungsbank (Bad-Bank) für notleidende Sparkassen.

1991

Beginn der Deregulierung des Finanzsystems

1992

03. Nov.: Clinton gewinnt Präsidentschaftswahlen

183 US-Banken müssen schließen

1993

20. Jan.: Amtsantritt von Bill Clinton

 

Die Japanische Bankenkrise

1990

Nach der Dollarabwertung im Plaza-Abkommen von 1985 gewinnt der Yen mehr als 100 %. Umfangreiche Investitionen heizen die Spekulation an. Schließlich kommt es zum Platzen der Japanblase. Der Höchstkurs am 29.12.1989 von 38.957 Yen fällt inerhalb eines Jahres auf rund 16.000 und liegt 10 Jahre danach am 25.12.2009 immer noch bei 10.000 Yen.


Die Asien-Krise

1997

März: Thailand meldet Probleme mit Finanzintermediären

April: Malaysia beschränkt Kreditvergabe der Banken

Juni: Thailand schließt 16 Finanzinstitute und sichert Spareinlagen

Juli: Indonesien wertet ab, Agenturen senken Südkorea

Aug.: Indonesien hebt Koppelung an Dollar auf

Aug.: Südkorea gibt Garantie für Bankschulden

Okt.: Indonesien schließt 16 Banken

Nov.: Indonesien einigt sich mit IWF auf 3-jähriges Notfallprogramm

Nov.: Südkoreanische Währung bekommt mehr $-Bandbreiten

Dez.: Indonesien erleidet Bankenansturm, 50 % abgezogen

Dez.: 56 Finanzinstitute werden von Thailand geschlossen

1998

Jan.: Malaysia gibt Generalgarantie für Einlagen ab

Jan.: Südkorea schuldet mit privaten Gläubigern um

März: Philippinen erreichen 3-Jahre-Standby-Abkommen mit IWF

Mai: Unruhen in Indonesien

Finanzsektor-Restrukturierung in Indonesien, Malaysia, Südkorea, Philippinen und Thailand

 

Die Russland-Krise

1998-1999

Massiver Kapitalabfluss ins Ausland (Rubelkrise)

IWF und Weltbank gewähren $22,6 Mrd Kredit

Der Rubel wird abgewertet


Brasilien-Krise

1999

Durch die starke Aufwertung des Real seit 1994 kam es zu einem starken Außenhandelsdefizit und Staatsdefizit. Am 12. Jan. muss die Stützung des Real aufgegeben werden. Folglich kommt es zur Inflation und einem Wirtschaftseinbruch sowie einer Finanzkrise, die auf Argentinien übergreift.


Die Dotcom-Krise

1995

Beginn einer Neugründungswelle von IT-Firmen (New Economy)

1996

Greenspan warnt vor preistreibender, irrationaler Begeisterung

2000

13. März: Höchster DAX-Aktienhandel und Beginn der Dotcom-Krise

22. Sep.: Massive Stützungskäufe für den Euro

07. Nov.: US-Präsidentschaftswahl ohne eindeutigen Sieger

14. Dez.: Gore akzeptiert Wahlniederlage nach Rechtsstreit

 

Die Terror-Krise

2001

20. Jan.: Amtsantritt von George W. Bush

11. Sep.: Terroranschläge auf New York und Washington

22. Okt.: SEC untersucht Bücher von Enron

02. Dez.: Enron meldet Insolvenz an

12. Nov: KfW übernimmt IKB von Allianz und Münchner Rück

 

Die Argentinien-Krise

1998-2000

Im Sog der Brasilienkrise 1997-1998 gleitet Argentinien in eine große Rezession. Über regionale und staatliche Bonds (sog. LECOPs) werden ein Großteil der staatlichen Löhne finanziert. Sie sehen aus wie Geldscheine und können in den Geschäften gegen Aufpreis als Zahlungsmittel verwendet werden. Lokale Tauschringe ermöglichen den Kauf von Lebensmitteln gegen Dienstleistung. 

2001-2002

Der Versuch, aus der 1:1-Bindung mit dem Dollar herauszukommen, führt zu Abwertungen des Peso. Die Terrorkrise 11.09.2001 stürzt die Banken in eine Krise. Der Übergangspräsident Camano wertet den Peso gegenüber dem Ausland um 28 % ab und gibt ihn im Inland frei zur Schwankung. Die Dollarkonten werden in Bonds umgewandelt und später teilabgeschrieben.

 

Die Bilanzfälscher-Krise

2002

Feb.: 500 Enron-Manager verkauften kurz vor der Pleite ihre Anteile

April: Finanzbetrug bei Peregrine aufgedeckt

Mai: Bilanzfälschungen bei Worldcom

03. Juni: Tyco-Chef tritt nach Bilanzfälschungen zurück

21. Juli: Worldcom meldet Insolvenz an

24. Juli: SEC erhebt Anklage gegen Adelphia w/Finanzbetrug

30. Juli: Sarbanes-Oxley Act SOX reagiert auf Reihe von Skandalen mit neuen Regeln für Aufsichtsrat, Management und Wirtschaftsprüfung

01. Sep: Arthur Andersen, Enronprüfer, geht in Ernst & Young auf