(aktualisiert 06.02.2012)

Internetbewegungen

WikiLeaks ist Wegbereiter einer neuen freien Bewegung von Aktivisten, die anonym im Internet für Menschenrechte und Informationsfreiheit auftreten. Sie wollen Mißstände beheben und gegen Korruption vorgehen. Dabei spielen ideell denkende Hacker eine immer größer werdende Rolle, werden aber Datenschutz, Geheimnisschutz und Eigentumsschutz nicht immer gerecht. Sie sind auf der Zielscheibe der Geheimdienste, Polizei und Justiz. Datensicherheitsunternehmen sind ihnen auf den Versen. Doch darf man nicht verkennen, dass sie die Internetfreiheit verteidigen gegen Staat und Konzerne. Davon profitieren letztendlich die Internetnutzer...
Übersicht:
  • WikiLeaks
  • OpenLeaks
  • Anonymous
  • Lulzsec
  • VroniPlag
  • Chaos Computer Club
  • FoeBuD

WikiLeaks

WikiLeaks ist eine Presseorganisation des Australiers Julian Assange und wurde 2010 durch die Veröffentlichung von US-Kriegsmaterial sowie US-Depeschen und durch seine anschließende Verhaftung wegen eines Sexskandals schlagartig bekannt.

OpenLeaks

OpenLeaks ist ein Abspaltung von WikiLeaks durch den ehemaligen Sprecher von WikiLeaks, Domscheit-Berg. Am 15.08.2011 berichten Frankfurter Allgemeine Zeitung/dpa, dass Domscheit-Berg aus dem Chaos Computer Club CCC rausgeworfen wurde, weil er auf eine Sommercamp des CCC angeblich den Eindruck erweckt habe, dass CCC "eine Art Sicherheitsüberprüfung" für OpenLeaks übernommen habe. Schon zuvor hatte der CCC vergeblich versucht, zwischen ihm und WikiLeaks zu vermitteln. Grund des Streites war der Vorwurf, dass Domscheit-Berg bei seinem Weggang von WikiLeaks dort eingereichte Daten mitgenommen haben soll. Am 05.02.2012 beschließt eine außerordentliche Mitgliederversammlung des CCC, den Ausschluss von Domscheidt-Berg rückgängig zu machen und setzt einen neuen Vorstand ein.

Anonymous

Anonymous ist - wie der Name schon besagt - eine anonyme weltweite Internet-Protestbewegung. Bekannt wurde diese durch die Aktionen im Zusammenhang mit der Verteidigung von WikiLeaks.....Am 19. Juli 2011 wird gemeldet, dass Anonymous sein eigenes soziales Netzwerk "Anonplus" aufbauen wolle, nachdem Mitgliedern der Zugang zu Google+ gesperrt wurde. Am 09. August 2011 kündigt Anonymous an, ab 05. November 2011 mit der "#OpFaceBook" alle Daten zu zerstören. Facebook verkaufe Daten an Behörden und Überwachungsfirmen von teils autoritären Regierungen. Auch nach Löschung des eigenen Profils blieben die Daten erhalten. Am 12. August 2011 wird bekannt, dass ein bis dahin unbekannter Board sich gegen den Angriff auf Facebook entschieden habe und nun stattdessen die Operation "Leakspin" im Zusammenhang mit der Fortsetzung von WikiLeaks-Veröffentlichungen weiterverfolgen will. Am 03.02.2012 stellt Anonymous eine 17-minütige Telefonkonferenz des FBIs mit Scotland Yard vom 17.01.2012 bei Youtube ins Netz. Darin geht es um die Verfolgung von LuzSec-Mitgliedern.

Lulzsec

Lulzsec (Abkürzung für Lulz Security) führt im Juni und Juli 2011 einen 50 Tage andauernden Feldzug gegen Staaten und Unternehmen. Zu den Gehackten zählen Sony, CIA, US-Sender Fox (Murdoch) und die britische Polizei. Sie wollen damit zeigen, dass persönliche Daten im Internet nicht sicher seien.  Am 21. Juni 2011 wird die Verhaftung eines 19-Jährigen in London gemeldet, der mit den Hacks auf Sony und CIA zu tun haben soll. Am 05. Juli 2011 gibt der mutmaßliche Chef "Sabu" einer Wirtschaftsjournalistin ein Interview. Er glaube an die Menschenrechte und kämpfe gegen die Unterdrückung und Korruption. Die Verhaftung von WikiLeaks-Gründer Julian Assange in London sei der Auslöser gewesen. Am 26. Juli 2011 verabschiedet sich Lulzsec mit der Veröffentlichung von 750.000 Nutzerkonten einer Spieleplattform und schließt sich mit Anonymous zu Antisec (Anti Security) zusammen. Es wird spekuliert, dass dies mit der Festnahme eines Mitgliedes in London zusammenhinge. Am 19. Juli 2011 macht Lulzsec mit dem Hack der Sun (Murdoch) wieder von sich reden. Hacker "Sabu" twittert Zugangsdaten des privaten Email-Accounts von Rebekah Brooks (Murdoch-Affäre). Neun Tage später, am 28. Juli 2011, wird ein vermutlich 19-jähriger, angeblicher Sprecher von Lulzsec mit dem Pseudonym "Topiary" verhaftet.  Am 01. August 2011 wird der 18-jährige Hacker Jake Davis mit einer elektronischen Fußfessel freigelassen. Auf seinem Computer seien 750.000 Nutzerdaten gefunden worden, jedoch habe er sich bis dato nichts zu Schulden kommen lassen, weswegen auch bei gravierenden Vorwürfen kein Haftgrund vorliege. Wie aus dem Anonymous-Leak vom 03.02.2012 hervorgeht, ist im Januar 2012 ein Gerichtstermin eines verhafteten Mitglieds sowie die Verhaftung der Mitglieder "Kayla" und "T-Flow" aufgeschoben worden.

VroniPlag

VroniPlag bezeichnet sich als "kollaborative Plagiatdokumentation" und "Wiki". Doktorarbeiten werden einem Scan unterworfen, der einem Gen-Strichcode ähnelt. Dadurch ergibt sich grafisch, in welchem Umfang einzelne Seiten plagiert sind. Doktorarbeiten gelangen aber erst dann auf Vroniplag, wenn mindestens 10% der Seiten ein Plagiat enthalten. Zu den bekanntetesten "Opfern" zählen K.T. von und zu Guttenberg (über den Ableger GuttenPlag), S. Koch-Mehrin, G. Chatzimarkakis und Stoiber-Tochter V. Saß. Nach letzteren Vornamen Veronica wurde die Domain VroniPlag abgeleitet.

 

Am 20. Juli 2011 wird über einen internen Streit zwischen den Mitarbeitern und dem Gründer "Goalgetter" (d.h. Torjäger) berichtet. Dem Gründer seien am 19. Juli 2011 die Rechte als Administrator ("Bürokrat") genommen worden, weil ihm kommerzielle Vermarktung einer Software unterstellt wird. Am 04. August 2011 gibt der Gründer Martin Heidingsfelder seine Identität preis und bezeichent sich als "grüner Pirat". Unmittelbar darauf wird bekannt, dass er SPD-Mitglied ist. Ferner soll er schon 2005 eine Wahlkampfkampagne gegen Merkel geführt haben (www.angela-nein-danke.de). Sofort erheben "Opfer" wie Chatzimarkakis (FDP) Vorwürfe, dass parteipolitische Interessen sein Motiv gewesen seien. Obwohl die Promoviertenquoten im Bundestag in den Parteien jeweils zwischen 11 und 24 % ziemlich gleich verteilt sind, sind meist FDP- oder CDU/CSU-Politiker betroffen. Von VroniPlag werden diese Umstände nicht mit politischer Orientierung in Zusammenhang gebracht. Freilich erinnert man sich zu gut daran, dass Heidingsfelder mehr wollte, als nur Plagiate aufzustöbern, was er im übrigen kaum noch selbst aktiv tat. Er wollte personelle Konsequenzen der Entlarvten. So pusht er Plagiatsvorwürfe gegen den sächsischen Kultusminister, in dem er Gerüchte per Blogbeiträge in Umlauf setzt, obwohl die Aufgriffsgrenze von 10% an Plagiatsseiten bislang nicht errreicht wurde.

 

Am 05. August 2011 meldet Welt-Online, dass Heidingsfelder Ende Juni 2011 die Namensrechte "VroniPlag" und "GuttenPlag" beim Deutschen Patent- und Markenamt DPMA hat schützen lassen. Ferner biete sich Heidingsfelder auf seinem Xing-Profil als Fachmann für die Begutachtung wissenschaftlicher Texte und Plagiatsprüfung an. Damit erklärt sich der Quasi-Rauswurf bei VroniPlag durch die Mitarbeiter. Später wird auch bekannt, dass Heidingsfelder unter Verwendung mehrerer Pseudonyme Diskussionen initiierte.

 

Dass sich VroniPlag von ihm distanziert, ist auch aus dem dort veröffentlichten Pressespiegel zu erkennen, der auch Heidingsfelder-kritische Berichte auflistet. Man versucht unter allen Umständen den Ruf als unabhängige Internetbewegung wiederherzustellen, was freilich schon der Name VroniPlag (d.h. Veronica Saß Plagiat) und die Wahlkämpfervergangenheit des Gründers und Rechteinhabers erschweren dürfte. Es drängt sich der Eindruck auf, dass Parteimitglieder die Gutgläubigkeit der Internetnutzer und die Anonymität für Parteizwecke missbrauchen, wo eigentlich eine unabhängige Internetbewegung sehr wünschenswert wäre.

Chaos Computer Club

Der in Hamburg ansässige CCC Chaos Computer Club ist nach eigenen Angaben "die größte europäische Hackervereinigung und seit 25 Jahren Vermittler im Spannungsfeld technischer und sozialer Entwicklungen". Neben kritischen Veröffentlichungen zum Datenschutz veranstaltet der CCC die Chaos Computer Tage. Er hat ferner eigene Grundsätze zur Hackerethik aufgestellt.

FoeBuD

FoeBuD e.V. wurde 1987 in Bielefeld von Bürgerrechtlern ins Leben gerufen, um die ungehinderte Kommunikation und Datenschutz zu verteidigen. Diese Bewegung vergibt den Big Brother Award an Firmen und Organisationen, die das freie Internet behindern.