(aktualisiert 03.08.2011)

Financial Stability Oversight Council

Der Dodd-Frank-Act (Financial Reform Bill) Juli 2010 schuf unter anderem den FSOC Financial Stability Oversight Council. Der Rat dient der Beobachtung der Risiken für das Finanzsystem und berichtet jährlich darüber.

 

Übersicht:

  • Mitglieder des Rates
  • Aufgaben
  • Jahresbericht 2011 vom 22. Juli 2011
  • Kritische Anmerkungen zum Jahresbericht 2011

Mitglieder des FSOC

Stimmberechtigte Mitglieder:

  • Finanzminister (Chairperson) Geithner
  • Federal Reserve Chef Bernanke
  • OCC Comptroller of the Currency Walsh
  • Bureau of Consumer Financial Protection Director
  • SEC-Chairman Schapiro
  • FDIC Chariperson Gruenberg
  • CFTC Commodity Futures Trading Commission Chairp. Gensler
  • FHFA Federal Housing Finance Agency DeMarco
  • NCUA National Credit Union Administration Board Chairman Matz
  • unabhängiger Versicherungsexperte, ernannt vom Präsidenten

Mitglieder ohne Stimmrechte:

  • OFR Office of Financial Research Director
  • FIO Federal Insurance Office Director
  • ein State Insurance Commissioner
  • ein State Banking Supervisor
  • ein Securities Commissioner

Aufgaben des FSOC

Die Hauptaufgaben sind:

  1. Risiken der Finanzstabilität der USA zu identifizieren, die entstehen könnten aus erheblicher Finanznotlage oder Finanzversagen bzw. andauernden Aktivitäten großer, vernetzter Bankengruppen oder Nichtbanken-Finanzunternehmen oder die ausserhalb des Finanzmarktes entstehen könnten.
  2. Marktdisziplin zu fördern durch die Zerstreuung von Erwartungen seitens der Anteilseigner, Gläubiger und Vertragspartner solcher Unternehmen, dass die US-Regierung sie vor Verlusten im Versagensfall bewahren wird.
  3. auftauchenden Bedrohungen der Finanzstabilität des US-Finanzsystems zu begegnen.

Jahresbericht 2011 des FSOC

Am 22. Juli 2011 haben die Mitglieder des FSOC den Jahresbericht 2011 unterzeichnet. Er ist die erste wirtschaftliche Untersuchung der Auswirkungen der Finanzkrise mit umfangreichen Datensammlungen und Diagrammen.

 

Der Bericht kann heruntergeladen werden unter:

http://www.treasury.gov/initiatives/fsoc/Pages/annual-report.aspx

 

Makroökonomisches Umfeld

  • Erholung der US-Wirtschaft nach der 2007-2009 Rezession
  • Anstieg der Konsumausgaben und Geschäftsinvestitionen
  • Immobilienmarkt bleibt geschädigt
  • Erholung der globalen Wirtschaft
  • Kreditbedingungen haben sich verbessert
  • Kreditvergabe haben Anzeichen der Besserung
  • Unternehmensbilanzen haben sich erholt
  • Corporate Bond Markt hat sich erholt
  • Kleine Unternehmen stehen vor Herausforderung
  • Schwache Nachfrage und Kreditprobleme bei Kleinen
  • Konsumentenkreditvergabe steigt seit kurzem wieder
  • Häuserpreisverfall führte zu Rekordwerten in Zwangsversteigerung
  • Bundesverschuldung stieg von 1,2% 2007 auf 8,9% des BIP
  • öffentlich gehaltene Bundesschulden stiegen von 5 auf $9 Bill.
  • öffentliche Kreditaufnahme hat private Kreditaufnahme ersetzt
  • Staats- und Regionaleinnahmen sind stark gefallen
  • Staatsfinanzen erholen sich seit dem zweiten Halbjahr 2010
  • Regionalfinanzen bleiben angespannt
  • Städtische Finanzen waren im vergangenen Jahr stark angespannt
  • Staats- und Bankensektor in der Eurounion unter Druck
  • Entwicklungsländer jedoch schnell erholt

 

Finanzentwicklungen

  • Staatliche Finanzmarktförderung endete
  • Staatshilfen wurden zurückgezahlt
  • Private Finanzierung hat diese Programme zum Teil ersetzt
  • FDIC-Garantien für ältere Bankdarlehen läuft in 2012 aus
  • Finanzierung im privaten Hypothekenmarkt nicht zurückgekehrt
  • Hypotheken werden zu mehr als 90 % staatlich finanziert:
  • Fannie Mae, Freddie Mac, Federal Housing Administration
  • Banken- und Finanzsektor wieder profitabel
  • Eigenkapital durch private Aufnahme wieder möglich
  • Große Banken gestärkt
  • Kleine Banken mit Immobilienschwerpunkten noch betroffen
  • Vermögen sind in einlagengesicherte Anlagen gewandert
  • insbes. Geldmarktfonds sind zurückgegangen
  • Konzentration im Bankensektor, Expansion ausländischer Institute
  • Finanzsystem ist jetzt weniger gehoben
  • 4 von 5 Investmentbanken wurden Geschäftsbanken, 1 fiel
  • Spezialfinanzsektor ist nun kleiner und stabiler
  • Interbankengeldleihe in der Krise zusammengebrochen
  • Vorkrisenniveau teilweise noch nicht wieder erreicht
  • Kreditrisikotransfermarkt (insbes. CDO, CDS) deutlich kleiner
  • Derivatemarkt jetzt unter strengerer Aufsicht (Dodd-Frank Act)
  • Aufsicht u. Marktteilnehmer jetzt aufmerksamer w Schwankungen
  • Risikobepreisung im historischen Durchschnitt
  • Preise für Waren und Agrarland stark gestiegen
  • Vergütungspraxis wird reformiert
  • Vermögenswerte haben Vorkrisenniveau erreicht
  • Staatliche Pensionsfonds für mit langfristigen Finanzknappheit
  • Technische Finanzinfrastruktur hat Krise standgehalten
  • mit Ausnahme des sog. Flash-Crash im Mai 2010
  • und des Hypothekenservices und des Drittparteien-Repomarktes

 

Fortschritt der Reform der Regulierung

 

  • Dodd-Frank Act schloss Lücken in der Regulierung
  • Basel III wird stärkeres Eigenkapital verlangen
  • Off-Balance Sheet Aktivitäten werden begrenzt
  • Informationen über SWAP-Handel werden erstmals erhoben
  • Standardisierte Derivate kommen auf regulierte Plattformen und werden zentral abgewickelt
  • Sobald Dodd-Frank Act von den Aufichtsbehörden umgesetzt ist, kann der Mix aus komplex strukturierten Kreditprodukten, Derivaten und kurzläufige Handelsfinanzierungen nicht mehr wie im bisherigen Ausmaß auftreten
  • Der Council wird unter anderem Finanzmarktwerkzeuge definieren, die der Aufsicht helfen
  • Nichtbanken-Finanzinstitute werden stärker reguliert
  • Dodd-Frank Act legt auch Rahmen für Entflechtungen
  • Zusammenarbeit mit internationalen Regulierern

 

Mögliche aufkommende Bedrohungen der US-Finanzstabilität

  • Bedrohung durch Profitmöglichkeiten und Risiken
  • Globalisierung und technologischer Fortschritt
  • Internationale Vernetzung des Finanzsystems
  • Finanzproduktinnovationen und -wachstum
  • Insbesondere 3 Produkte: Exchange Traded Funds, Structured Notes, Collaterized Commercial Papers
  • speziell deren Vernetzung im Ausland und mit Derivaten
  • Naturkatastrophen, Europäische Staatsschuldenkrise
  • Anstieg der Handelsvolumen und der Marktliquidität
  • kombiniert mit Risiken des elektronischen Handels
  • Marktunsicherheiten in Europa (Greece, Ireland, Portugal)
  • Einige bedeutende Europäische Banken erhalten erhebliche kurzfristige US-Geldmarktmittel und vom daraus gespeisten Drittpartei-Repomarkt mit der Folge hoher Verletzlichkeit

 

Empfehlungen

  • Anhebung des Risikomanagements und der Finanzaufsicht
    • Bildung robusten Kapitals, Liquidität und Lösungsansätze
    • Stärkung der Widerstandkraft gegen Zinsausschläge
    • Bewahrung der Disziplin in Kreditabschluss-Standards
    • Anwendung passender Due Diligence für neue Produkte
    • Schritthalten mit Wettbewerb, Technologie, Markt
  • Weiter Reformen der strukturellen Verwundbarkeiten
    • Eliminierung der meist Tageskreditbelastungen
    • Reform der Kreditsicherheitenpraxis im Triparty-Repomarkt
    • Reform der Geldmarktfonds gegen Schaltersturm
    • Qualitätsverbesserung des Hypotheken-Services
  • Eigenheimfinanzierung
    • Momentaner Staatsanteil von über 90 % nicht haltbar
    • Ermöglichung der privaten Finanzierung
  • Finanzregulierungsreform
    • Vorantreiben der Umsetzung der Reformen
    • Dodd-Frank Act: Koordination und Abstimmung nötig
    • Internationale Koordination erforderlich insbesondere bei folgenden Reformen:
      • Kapital- und Liquiditätsstandards
      • Global aktive systemwichtige Banken
      • Derivate-Markt standardisiert, zentral abgewickelt
      • Finanzinfrastruktur: Standards gewährleisten

Kritische Anmerkungen zum Jahresbericht des FSOC

Der FSOC Financial Stability Oversight Council hat die Ursachen und den Verlauf der Finanzkrise erstmals detailliert und tiefgehend dargestellt. Die erstellten Diagramme geben einen nie dagewesenen Einblick in das US-Finanzsystem.

 

Jedoch wird kaum Kritik am momentanen Zustand des US-Finanzsystems und seiner Verantwortung für die Finanzkrise geübt. Insbesondere folgende Tabus bleiben unerwähnt:

  • US-Staatsverschuldung und aktuelle Krise um Schuldengrenze
  • Umsetzung Basel III, wo noch nicht einmal II eingeführt wurde
  • Euro-Brandbeschleuniger Ratingagenturen bei Untätigkeit in USA
  • Regulierung und Zerschlagung des Rating-Oligopol
  • Keine Abschaffung weitreichender Steuerbefreiungen
  • Keine Aufgabe der Politik "Eigenheime für Alle" (Subprimes)
  • Überschwemmung der Märkte mit billigem Geld
  • Umsetzung von Dodd-Frank Act noch nicht abgeschlossen
  • im Gegenteil Verwässerung durch die Finanzlobby
  • Keine Regulierung von Hedge-Fonds
  • Praktische Behinderung der EU betreffend Regulierung

Insgesamt erscheint der Bericht als ein Minimalkonsens des US-Finanzsektors. Jedoch muss man anerkennen, dass selbst die EU mit ihrem etwa zeitgleich eingeführten ESRB Europäischen Ausschuss für Systemrisiken noch weit von dem Wirkungsgrad des FSOC entfernt ist.