(aktualisiert 01.09.2013)

Reformen nach dem Crash

Der Schock über den Großen Crash saß tief. Nur so ist zu erklären, welch dramatische Reformen angegangen wurden. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich BIZ urde 1930 gegründet. In Deutschland wurde die Einlagensicherung errichtet und das Kreditwesengesetz zur Bankenregulierung erlassen.

 

Im Rahmen des New Deal wurde eine Reihe von US-Gesetzen ab 1932 verabschiedet:  Glass-Steagall-Act I (Bekämfung von Inflation und Arbeitslosigkeit), Emergency Banking Act (Umstrukturierung der Federal Reserve), Securities Act, Glass-Steagall-Act II (Trennung von Investmentbanken und Geschäftsbanken sowie Einführung der Einlagensicherung FDIC), Mc-Fadden-Act (Beschränkung der Geschäftsbanken), Securities Exchange Act (Schaffung der SEC), Investment Company Act (Anti-Trust-Regelungen) und der Bank Holding Act (Verbot des Versicherungsverkaufs durch Banken).

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1944 eine neues Weltwährungssystem in Bretton Woods gegründet, das auf festen Wechselkursen und dem Goldstandard basierte. Anfang der 70er Jahre musste es zu Gunsten flexibler Wechselkurse aufgegeben werden. Schließlich kam auf europäischer Ebene 1979 mit Einführung des ECU als Verrechnungseinheit Bewegung in die europäische Währungspolitik, die 1999 mit der Einführung des Buch-Euro und 2002 des Bargeld-Euro ihren vorläufigen Abschluss hatte. (Erst wieder in 2011 wurden durch die Spätfolgen der Finanzkrise gravierende Reformen der europäischen Währungsordnung angepackt.)

 

Übersicht:

 

Die Reformen nach dem Großen Crash

  • Gründung der BIZ 1930
  • The New Deal 1932-1934 (1938-1956)
  • Deutsche Finanzregulierung 1924-1939
  • Das neue Weltwirtschaftssystem 1944 (1973-2002)

 

DIE REFORMEN

1930

20. Jan: Den Haag, Gründung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, Basel (BIZ) durch die Zentralbanken Belgiens, Deutschlands, Frankreichs, Großbritanniens, Italiens sowie zweier Gruppen privater Banken aus Japan und USA auf Basis des Young-Plans. Die BIZ verwaltet ein Teil der internationalen Währungsreserven und gilt als Bank der Zentralbanken. Von ihr stammen die Eigenkapitalregeln in 1974 und zuletzt Basel II in 2007.

17. Mai: BIZ nimmt in Basel Arbeit auf

 

The New Deal

1932

27. Feb.: Glass-Steagall-Act I versucht Deflation zu bekämpfen

US-Arbeitslosenquote rund 25 %

 

1933

09. Mrz.: Emergency Banking Act strukturiert die Federal Reserve Banken um, schränkt die Aktivitäten der Member Banks ein.

27. Mai: Securities Act tritt in Kraft: Aussagekräftiges Informationsmaterial muss Wertpapieranlegern vorgelegt werden; Betrug aller Art beim öffentlichen Verkauf von Papieren wird unter Strafe gestellt.

16. Juni: Glass-Steagall-Act II trennt Investmentbanken von Geschäftsbanken und Sparkassen. Banken dürfen erstmals eine Einlagenversicherung (Gründung der FDIC) abschließen.

Tiefpunkt der Großen Depression erreicht

Seit Beginn der Großen Depression 5.000 US-Bankenpleiten

Deutsche Großbanken werden schrittweise reprivatisiert bis 1937

 

1934

Mc-Fadden-Act beschränkt Geschäftsbanken auf den Bundesstaat ihres Sitzes.

06. Juni: US-Börsenhandelsgesetz (Securities Exchange Act) ermächtigt erstmals die Federal Reserve Deckungsbeträge für die Kreditvergabe für Wertpapierkäufe und normiert Insiderhandel als Straftat (Deutschland erst 1994). Gründung der Stock Exchange Commission SEC, die Kontrollen aufgrund des Securities Act von 1933 umsetzt. Erster Chef der SEC wird der umstrittene Investor Joseph Kennedy, Vater von John F. Kennedy.

 

1936

Commodity Exchange Act stellt Regeln für Commodity Futures (Warentermingeschäfte) und ermöglicht Spekulanten erstmals an einem Markt teilzunehmen, ohne ihn dominieren zu müssen. Dieser Handel muss von nun an über organisierte Börsen ablaufen. Das Gesetz löste den Grain Futures Act von 1922 ab. Auf dem CEA basierend wurde 1974 die CFTC Commodity Futures Trading Commission gegründet.

 

1938

Uptick Rule eingeführt: Leerverkäufe nur nach Kursanstiegen

 

1939

Trust Indenture Act regelt Verkauf von Schuldpapieren

National Association of Securities Dealers NASD wird gegründet.

 

1940

22. August 1940: Investment Company Act (Anti-Trust-Gesetze) reguliert die Formen der 1924 zugelassenen Mutual Funds und unterscheidet im wesentlichen 3 Typen:

1. Open-end-funds (mutual funds)

2. Unit investment trust (UIT)

3. Closed-end-funds

Short Sellings werden nur geringfügig eingeschränkt.

Investment Advisors Act reguliert die Investmentberater

 

1956

Bank Holding Company Act verbietet Banken das Angebot von Versicherungspolicen

 

Deutsche Finanzregulierung

1924-1939

1924 19. März: Errichtung der Golddiskontbank durch Reichsbank

1931 18. Juli: Gründung Bankensicherung "Überweisungsverband"

1931 19. Sep.: Gründung "Kuratorium für das Bankgewerbe"

1934 05. Dez.: Reichskreditwesengesetz (ab 01. Jan. 1935)

1934 Sicherungseinrichtung der Volks- und Raiffeisenbanken

1939 Auflösung des Reichsaufsichtsamts

 

 

Das neue Weltwirtschaftssystem

1944

22. Juli 1944: Bretton Woods Abkommen ordnet die Weltwirtschaft neu:

  1. Festlegung des Goldstandards auf $35 pro Unze Gold
  2. Verpflichtung USA zum An- und Verkauf zu diesem Preis
  3. Feste Wechselkurse
  4. Notenbankverpflichtung zur Stützung innerhalb Bandbreiten
  5. Bandbreitenänderung bei Zahlungsbilanzproblemen
  6. Errichtung Internationaler Währungsfonds und Weltbank

 

1945

27. Dezember 1945: Gründung der Weltbank und des IWF 

 

1971

15. August 1971: US-Präsident Nixon kündigt die Verpflichtung auf, jederzeit Dollar zum Kurs von $35 für 1 Feinunze Gold umzutauschen. Damit fällt der sogenannte Goldstandard von Bretton-Woods. Dazu führte der Umstand, dass durch das stetige Weltwirtschaftswachstum und die enormen Kosten des Vietnamkriegs immer mehr Dollar nötig wurden. Das war nur möglich, wenn die Leistungsbilanz der USA entsprechend negativ war. Die Deckung mit Gold war somit nicht mehr zu halten. Man spricht vom "Triffin-Dilemma" nach Robert Triffin.

 

1973

Freigabe der Wechselkurse

US-Handelsbilanzdefizite, umfangreiche Kapitalexporte wegen Auslandsinvestitionen und Geldmengenexpansion zur Kriegsfinanzierung (Korea, Vietnam) führten zu einem immer geringen Golddeckung des Dollars und seinem Wertverfall. Nach Freigabe fiel der Dollar gegenüber der DM von 3,67 DM auf 2 DM. Das zeigt, dass die bewußte Unterbewertung der DM von Deutschland ausgenutzt wurde um bessere Chancen für die Exporte in die USA zu bekommen, natürlich auf Kosten der USA.

 

1979

13. März 1979: Einführung der Europäischen Währungseinheit ECU (European Currency Unit) als Buchgeld. Das ECU besteht aus einem Währungskorb aller EU-Mitgliedsstaaten.

 

1999

01. Januar 1999: Einführung des Euro als Buchgeld

 

2001

Asiatische Währungen werden an den Dollar gebunden, darunter der chinesische Yuan. Dieses "Bretton-Woods II" genannte System hat allerdings den Nachteil, dass jene Länder Dollardevisen anhäufen und diese wieder in den USA investieren bzw. deren Exportkonsum finanzieren, während sich das US-Außenhandelsdefizit weiter erhöht. In dieser Fehlentwicklung wird einer der Ursachen der Finanzkrise gesehen.

 

2002

01. Januar 2002: Einführung des Euro als Bargeld