(aktualisiert 19.01.2012)

Goldstandards 1717-1973

Als Folge und Zeichen der Industrialisierung führten einzelne Staaten anstelle der Silberwährung die Goldwährung ein. Andere mit ihnen durch Handel verbundenen Staaten musstem ihnen folgen. Der klassische Goldstandard fand seine Renaissance in der Nachkriegszeit durch das sogenannte Bretton Woods Abkommen. Seit der Finanzkrise 2008 wird aber der Ruf nach einer neuerlichen Goldbindung der Währungen immer lauter. Die Staaten kaufen so viel wie möglich Gold auf den Weltmärkten auf, um sich darauf vorbereitet zu sein.

Übersicht:

  • Erste Goldstandards 1717-1914
  • Zweite Goldstandards 1923-1933
  • Bretton Woods Goldstandard 1944-76
  • Goldpreise
  • Goldszenarien
  • Goldreserven

Chronik

Die ersten Goldstandards 1717-1914

1717 Britisches Pfund Sterling wird an Gold gekoppelt

1818 Niederlande führen Goldstandard ein

1854 Portugal bindet sich an Goldstandard

1865 Gründung Lateinische Münzunion (FR, BE, IT, CH, GR)

1871 Japan

1873 Deutsche Goldmark

1876 Frankreich, Spanien

1879 Österreich

1881 Argentinien

1893 Russland

1898 Indien

1900 Gold Standard Act in USA

Der zweite Goldstandard 1923-1933

1923 Hyperinflation in Deutschland

1923 Österreich führt Goldstandard wieder ein

1924 Deutschland, Polen

1925 Churchill führt Goldstandard wieder ein, setzt Konvertibilität aus

1925 Ungarn

1931 Großbritannien muss Goldstandard aufgeben

1933 USA verstaatlichen sämtliches privates Gold

Bretton Woods Goldstandard 1944-1976

1944 Konferenz in Bretton Woods, Nebraska

1944 Einführung fester Wechselkurse zum Dollar mit $35/oz

1971 Nixon kündigt die Goldbindung des Dollar auf

1976 IWF empfiehlt Mitgliedern die Aufhebung des Goldstandards

Goldpreise

Die Goldpreise haben sich seit 07.04.2003 mit $319 je Feinunze auf zur Zeit (26.12.2012) $1.657 verfünffacht. Eine Feinunze "Troy Ounze" ("oz. tr.") entspricht exakt 31,1034768 Gramm ("g") oder 480 Grain "gr"). 1 Kilo Gold entspricht ca. 32,15 oz.tr. oder $53.272 nach aktuellem Preis. Ein Standardbarren hat 400 oz. (12,44 Kilo) und ist somit aktuell $662.800 wert.

1833-1918 $19/oz

1919-1932 $20

1933 $26

1934-1943 $33-$34

1944-1971 $34-$41 (Bretton Woods)

1972 $58

1973 $97 (US-Abzug aus Vietnam, Jom-Kippur-Krieg, 1. Ölkrise)

1974-1978 $120-$190

1979 $306 (2. Ölkrise, SU-Afghanistan-Krieg)

1980 $615

1981-2005 $280-$440 (1984 SS-20 in der DDR, Höhepunkt Kalter Krieg)

2006 $603 (Subprimekrise)

2007 $695 (Finanzkrise)

2008 $871 (Finanzkrise)

2009 $972 (Finanzkrise)

2010 $1.224 (Finanzkrise, Eurokrise)

2011 $1.571 (Finanzkrise, Eurokrise)

Goldpreisentwicklung 1970-2012 - Quelle: World Gold Council

Goldszenarien

Die Spekulationen um neue Goldstandards nehmen seit 2012 dramatisch zu. Schuld daran sind nicht Bücher wie "Currency Wars" von James G. Rickards, sondern die bei den wichtigsten Handelspartnern der USA befindlichen Dollarreserven. Das IWF weist Ende des 3. Quartals 2012 folgende USD-Reserven aller Länder weltweit $3,7 Billionen aus.

China's gesamte Fremdwährungen belaufen sich nach U.S. Treasury Angaben Ende Juni 2012 auf $3,2 Billionen, davon 54% oder $1,7 Billionen in USD.

Diese Hintergründe verleiten zu folgenden Szenarien:

  • Weltweite Dollarreserven sind ungedeckt und werden unsicher
  • China hortet Gold, um ein eigenes Goldwährungssystem zu starten
  • USA halten das bei Ihnen gelagert Fremdgold deshalb zurück
  • Deutschland kann nur geringfügig Gold aus NY zurückführen

Am 19.01.2013 wird im Keiser Report Nr. 395 "Welcome Home German Gold" die Erklärung vom 16.01.2013 der Bundesbank zum neuen Goldlagerstellenkonzept als Beginn eines Währungskrieges bezeichnet, weil das US-dominierte Finanzsystem in Frage gestellt wird.

Goldreserven

Weltweite Goldreserven

Zur Zeit sind weltweit vermutlich rund 153.000 t Gold in Umlauf. Die Goldreserven der Staaten umfassen ca. 32.000 t (Höchststand 1965 38.000 t). Die jährliche Fördermenge an Gold beträgt ca. 2.700 t. Davon werden ca. 2.300 t in Schmuck verarbeitet (85%), 300 t in der Industrie verwendet (12%) und ca. 80 t gehen in die Goldreserven (3%). Die wichtigsten Förderstaaten in 2011 waren China 355 t, Australien 270 t, USA 237 t, Russland 200 t und Südafrika 190 t mit zusammen 46% der Weltfördermenge.

 

Top Ten weltweit:

8.133 t USA (nur militärisch gelagert: Fort Knox 4.580 t, West Point Rest)

3.395 t Deutschland

2.451 t Italien

2.435 t Frankreich

1.054 t China

1.040 t Schweiz

0.918 t Russland

0.765 t Japan

0.612 t Niederlande

0.557 t Indien

 

Die Türkei exportiert zunehmend Gold an den Iran, importiert dafür Öl und Gas und hilft so dem Iran, die Atom-Sanktionen zu unterlaufen. Zur Zeit sind es $2 Mrd (umgerechnet 38 t) pro Monat mit steigender Tendenz. Die Fördermenge 2011 betrug 17 t für das ganze Jahr. Die gesamte Goldreserve der Türkei beträgt rund 295 t.

 

Die gemeinnützige US-Organisation Gold Anti-Trust Action Committee GATA (www.gata.org) bezweifelt allerdings, dass die Zentralbanken so viel Gold tatsächlich besitzen wie sie angeben und unterstellt, dass der Goldpreis von ihnen manipuliert wird.

 

Gold ist das 79. chemische Element Au (Aurum) und soll wegen der immensen Druckerfordernissen nur durch die Supernova kollabierender Riesensterne oder durch die Kollision von Neutronensternen (hochverdichtete ausgeglühte Sterne) entstanden und im Universum verteilt worden sein.

Goldreserven 1845-2012 - Jashuah, Data from World Gold Council - 1.11.2012

Europa:

10.787 t Eurozone insgesamt

0.502 t European Central Bank

3.395 t Deutschland

2.451 t Italien

2.435 t Frankreich

1.040 t Schweiz

0.918 t Russland

0.612 t Niederlande

0.382 t Portugal

0.281 t Spanien

0.280 t Österreich

0.111 t Griechenland

 

Die Eurozone hat sich in verschiedenen Abkommen verpflichtet, nur begrenzt Gold aus den Reserven zu verkaufen (Central Bank Gold Agreement):

09/1999-09/2004 CBGA I: max. 400 t/Jahr

09/2004-09/2009 CBGA II: max. 500 t/Jahr

09/2009-09/2014 CBGA III: max. 400 t/Jahr

Dem CBGA III gehören die 16 der 17 Eurostaaten (EST erst ab 2011 dabei) sowie Schweden und die Schweiz an: BE, DE, IRL, GR, ES, FR, IT, CYP, LUX, MLT, NL, AT, PT, SLO, SK, FIN, SWE, CH.

Deutschland:

Nach Angaben der Deutschen Bundesbank setzt sich die Goldreserve folgendermaßen zusammen:

1.036 t Frankfurt, Bundesbank, und and. inl. Lager (31%)

1.536 t New York, Federal Reserve Bank of NY (45%)

0.450 t London, Bank of England (13%)

0.374 t Paris, Banque de France (11%)

3.396 t Summe

Ein Bericht des Bundesrechnungshofes an den Bundestag kritisierte 2012 den Umgang der Bundesbank mit seinen im Ausland gelagerten Goldbeständen und forderte eine körperliche Inventur, wie sie bei allen bilanzierenden Unternehmen Pflicht ist. Die Stellungnahme der Bundesbank dazu können Sie unten lesen. Die Bundesbank hat aufgrunddessen angekündigt, in den Jahren 2013-2015 jeweils 50 t von New York nach Deutschland zu verlagern (also 150 t = 10% des New Yorker Lagers). Ist der Rest nicht mehr vorhanden oder als Sicherheiten weggegeben? Die Bundesbank erscheint unglaubwürdig, wenn sie nur 150 t innerhalb von 3 Jahren zur "Qualitätsprüfung" zurückholt. Der Bundesrechnungshof berichtete nämlich, dass in 2000 und 2001 nach Einführung des Euro schlagartig per Luftfracht knapp 1000 t aus London abgezogen wurden - angeblich aus Gründen der Verteuerung der Lagerungskosten. Außerdem gibt es nicht einmal eine Nummerierung der Bundesbank-Barren im Ausland.

Deutsche Bundesbank: Lagerstellenkonzept 2020

Die anhaltende Kritik an der scheinbaren Nachlässigkeit der Bundesbank an seinen Goldreserven führte am 16.01.2013 zu einer Präsentation eines neuen Lagerstellenkonzeptes der Deutschen Bundesbank für die deutschen Goldreserven:

  • Künftig nur noch Lagerstellen in New York und in London
  • Lagerstelle in Paris verzichtbar wegen gemeinsamer Eurowährung
  • Bis 2020 nur noch 50% der Goldreserven im Ausland
  • Abzug von 300 t aus NY und 374 t von Paris
Quelle: Dr. Thiele, Deutsche Bundesbank - 16.01.2013
Quelle: Dr. Thiele, Deutsche Bundesbank - 16.01.2013

Deutsche BundesbankZur Bilanzierung der Goldreserven

"Ungeachtet der bestehenden Rechtsauffassung wird die Bundesbank Anregungen des Bundesrechnungshofs, soweit es möglich ist, aufgreifen. Maßgeblich für Entscheidungen über die Lagerung der Goldbestände bleibt jedoch deren Charakter als Währungsreserve. Wie bereits in der Vergangenheit wird die Bundesbank auch künftig Teile der Goldbestände aufarbeiten und überprüfen lassen. Damit können  auch partielle Verlagerungen verbunden sein. Damit die Goldbestände ihre Funktion als Währungsreserven erfüllen können, müssten sie im Bedarfsfall ohne logistische Einschränkungen in gängige Reservewährung eingetauscht werden können. Dies ist der Grund für die Lagerung von Teilen der Goldreserven bei Partner-Notenbanken im Ausland.

Die Deutsche Bundesbank hält und verwaltet die nationalen Währungsreserven der Bundesrepublik Deutschland mit größter Sorgfalt. Zu den Währungsreserven zählen 3.396 Tonnen Gold zum Bilanzstichtag 31.12.2011. Für die Lagerung dieser Goldbestände ist deren Charakter als Währungsreserve maßgeblich und es gelten höchste Sicherheitsanforderungen.

Teile ihrer Goldreserven lässt die Bundesbank seit Jahrzehnten bei Notenbanken im westlichen Ausland lagern: bei der Federal Reserve Bank of New York, der Bank of England und der Banque de France. Von diesen Notenbanken erhält die Deutsche Bundesbank jährlich Bestandsbestätigungen an Feinunzen Gold als Grundlage für die Bilanzierung. An der Integrität, Reputation und Sicherheit dieser ausländischen Lagerstellen gibt es keinen Zweifel. Das Eigentum an den Barren bleibt durch die Verwahrung bei den Partnernotenbanken unberührt und begründet ein insolvenzsicheres Recht. Darüber hinaus genießt die Bundesbank als Notenbank einen besonderen Immunitätsschutz und damit auch Schutz vor Vollstreckungsmaßnahmen. Eine Vermischung mit den Beständen Dritter ist ausgeschlossen.

Bezüglich des Umfangs der körperlichen Bestandsaufnahme der im Ausland gelagerten Goldreserven zu Bilanzierungszwecken vertreten Bundesrechnungshof und Bundesbank unterschiedliche Auffassungen. Dazu erklärt die Bundesbank: Zum einen entspricht der vom Bundesrechnungshof gewünschte Prüfumfang nicht den Usancen zwischen Notenbanken. Zum anderen entsprechen die seit vielen Jahren angewandte Buchinventur und die ergänzenden Bestätigungen der Verwahrstellen den gesetzlichen Vorschriften und den Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung. Mit den vorliegenden Unterlagen und den angewendeten Verfahren ist der Nachweis über die ausgelagerten Goldbestände vollständig und seit Jahrzehnten nachvollziehbar erbracht. Die Vorgehensweise wurde durch alle bisherigen Jahresabschlussprüfer bestätigt, die ausnahmslos ein uneingeschränktes Testat erteilt haben, das jedes Jahr im Geschäftsbericht der Bundesbank veröffentlicht wird. Auch der Bundesrechnungshof, der den Jahresabschluss seit 2002 prüft, hat die Bilanzierung der Bundesbank bisher nie beanstandet. Das unabhängige Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) hat ausdrücklich bestätigt, dass das von der Bundesbank  für die Goldbestände gewählte Inventurverfahren rechtskonform ist. Bei bedeutenden Bilanzpositionen sind über die Buchinventur hinausgehende Prüfungshandlungen möglich. Hierbei sind jedoch auch die Integrität und die Unabhängigkeit des Verwahrers zu berücksichtigen. Dass es sich bei den Verwahrstellen der Bundesbank um Adressen von allerhöchster Reputation und Bonität handelt, steht außer Zweifel. Zu Prüfungshandlungen, die über die Buchinventur hinausgehen, ist mit den Partner-Notenbanken der Bundesbank Stillschweigen vereinbart worden."

Quelle: Deutsche Bundesbank Pressenotiz vom 23.10.2012

Quelle: Dr. Thiele, Duetsche Bundesbank - 16.01.2013